Tag der Befreiung von Erhard Schüttpelz, gelesen von Hanns Zischler
Shownotes
Auch die Deutschen seien am 8. Mai 1945 vom Nationalsozialismus befreit worden, behauptete Bundespräsident Richard von Weizsäcker vor vierzig Jahren in einer epochemachenden Rede. Die so eingeleitete (west)deutsche Erinnerungskultur scheitert heute an der Realität. Wer wurde wirklich befreit im Frühjahr 1945, und wer harrt bis heute seiner Befreiung? Eine Gegenrede zu Ehren der «Displaced Persons» von damals und aller Geflüchteten von heute.
Autor: Erhard Schüttpelz Interpret: Hanns Zischler Schnitt: Astrid Menze Redaktion, Produktion: Tobias Haberkorn
Erschienen in Berlin Review No 11, Mai 2025 blnreview.de
© 2025 Berlin Review / Erhard Schüttpelz
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00:00:00: Erhard Schütpelz, Tag der Befreiung, veröffentlicht am 27. April 2025.
00:00:11: 1. Am 8. Mai 1985 hielt der Bundespräsident Richard von Weizecker eine Rede im Deutschen Bundestag,
00:00:21: in der den 8. Mai 1945 einen Tag der Befreiung nannte.
00:00:28: Aus unterschiedlichen Gründen fehlte an den Rändern des Plenalsalz eine ganze Reihe von Parlamentarien.
00:00:35: CSU-Abgeordnete waren vorsorglich ferngeblieben, weil sie die Formulierung der Befreiung fürchteten
00:00:43: und Abgeordnete der Grünen war nach Auschwitz gereist, um an die deutsche Geschichte zu erinnern.
00:00:50: Die Rede war von einem Team des Bundespräsidenten über Monate hin vorbereitet worden.
00:00:56: Das Ergebnis war ein Text, der beim Nachlesen heute nur Enttäuschung auslösen kann,
00:01:02: weil er die widersprüchlichen Wünsche damaliger Politiker berücksichtigte.
00:01:07: Weizeckers Vortrag am 8. Mai 1985 wird heute als offizielle Beginn
00:01:15: und als erste staatstragende Demonstration einer deutschen Erinnerungskultur betrachtet,
00:01:22: die nach ihrer Durchsetzung weltweit Beachtung fand und sich nach Meinung vieler Beobachter
00:01:28: inzwischen in einer Krise befindet.
00:01:32: In der Diagnose dieser Krise gibt es keinen Konsens.
00:01:36: Und es wird aller voraus sich nach keinen geben können, zu unversöhnlich sind die Positionen.
00:01:43: Mit diesen Unversöhnlichkeiten und Polarisierungen sind wir in die Epoche vor Weizeckers Rede zurückgekriegt.
00:01:51: Denn auch diese zeichneten sich durch incompatible Versionen und polemische Abgrenzungen aus.
00:01:59: Die Erinnerung an den 8. Mai 1945 war immer umstritten geblieben.
00:02:06: Erst Weizeckers Rede wurde die Kraft zugeschrieben, einen Konsens zu formulieren,
00:02:12: der die Antagonisme der Generationen und der politischen Parteienlandschaft überbrückte
00:02:18: und auch jene mit Einbezug, die am 8. Mai 1985 vorsorglich fehlten.
00:02:26: Damit ist es jetzt vorbei, denn im Bundestag sitzt eine Fraktion, die Positionen vertritt,
00:02:33: die vor der Rede Weizeckers insbesondere in der CDU/CSU Gang und gäbe gewesen waren,
00:02:39: aber seit 1985 als Position der Ewiggestrigen verachtet wurden.
00:02:46: 80 Jahre nach Kriegsende befinden wir uns in einer unvorhergene sehenden Situation.
00:02:53: Die Ewiggestrigen haben überlebt, und zwar in einer solchen Zahl,
00:02:58: dass sie schon bald ihre eigenen geschichtsrevisionistischen Veranstaltungen zum 8. Mai abhalten könnten,
00:03:05: so wie sie auch eigene Buchmessen, politische Fortbildungen und Beratungstreffen
00:03:10: zur ethnischen Säuberung der deutschen Bevölkerung veranstalten.
00:03:14: Der Bundestag ist für eine Rede zum 8. Mai zu einem problematischen Ort geworden.
00:03:22: Es wäre zu viel verlangt von einer Rede, die vor 40 Jahren gehalten wurde,
00:03:27: Aufschluss über die Gegenwart zu erwarten.
00:03:30: 1985 waren 40 Jahre seit Kriegsende vergangen,
00:03:35: und dieses Jahr werden am 8. Mai wiederum 40 Jahre danach vergangen sein.
00:03:41: Wie sich nachlesen lässt, stellt die Rede von 1985 an prominenter Stelle die Frage
00:03:48: nach den kommenden 40 Jahren, die erst am 8. Mai 2025 vergangen sein werden.
00:03:55: Das geschieht in biblischen Gleichnissen durch eine unverholene Aneignung
00:04:00: der Hebräischen Bibel für eine nationale und der Form nach christliche Allegorie.
00:04:07: Richard von Weizerge beschwört, Moses, der das gelobte Land der biedererlangten Souveränität
00:04:13: und Vereinigung Deutschlands von Ferne erscheinen sieht, nur von Ferne und erst den 40 Jahren.
00:04:21: Und er erinnert an das Buch der Richter, in dem konstatiert wird,
00:04:25: dass ein politischer Lernprozess der politischen Theologie im Palästiner der Richterzeit,
00:04:32: der politischen Erfahrung der Kriegsgeneration in Deutschland, nach 40 Jahren auch wieder vergessen sein kann.
00:04:41: Es ist kaum vorstellbar, dass die Rede des Bundespräsidenten am 8. Mai 2025
00:04:47: nicht auf diese doppelte Steilvorlage für die Nachgeborenen eingehen wird.
00:04:52: Ich befinde mich beim Schreiben des vorliegenden Textes im Vorhof und in der Nachhut dieser Anrede.
00:05:00: Es hat keinen Sinn, einer Rede des jetzigen Bundespräsidenten vorzugreifen,
00:05:05: das könnte dieser Text nicht selbst, wenn er es wollte.
00:05:09: Ich stelle die Frage nach Alternativen, der Anredeform, der Erinnerung und der Positionsbestimmung.
00:05:18: Und wenn diese Alternativen nicht verwirklicht wurden, und auch dieses Jahr nicht verwirklicht werden,
00:05:25: sind ihre Antworten möglicherweise weder von 1985 noch von 1945, ja nicht einmal von heute.
00:05:37: Zweitens. Die Rede am 8. Mai 1985 begann folgendermaßen.
00:05:51: Viele Völker gedenken heute des Tages, an dem der Zweite Weltkrieg in Europa zu Ende ging.
00:05:58: Seinem Schicksal gemäß hat jedes Volk dabei seine eigenen Gefühle.
00:06:02: Sieg oder Niederlage, Befreiung von Unrecht und Fremdherrschaft oder Übergang zu neuer Abhängigkeit,
00:06:09: Teilung, neue Bündnisse, gewaltige Machtverschiebungen.
00:06:13: Der 8. Mai 1945 ist ein Datum von entscheidender historische Bedeutung in Europa.
00:06:21: Wir Deutsche begehen den Tag unter uns und das ist notwendig.
00:06:25: Wir müssen die Maßstäbe allein finden.
00:06:28: Schonung unserer Gefühle durch uns selbst oder durch andere hilft nicht weiter.
00:06:34: Wir brauchen und wir haben die Kraft der Wahrheit, so gut wir es können, ins Auge zu sehen,
00:06:39: ohne Beschönigung und ohne Einseitigkeit.
00:06:44: Der 8. Mai ist für uns vor allem ein Tag der Erinnerung an das, was Menschen erleiden mussten.
00:06:50: Es zugleich ein Tag des Nachdenkens über den Gang unserer Geschichte.
00:06:55: Je ehrlicher wir ihn begehen, desto freier sind wir uns seinen Folgen verantwortlich zu stellen.
00:07:01: Der 8. Mai ist für uns Deutsche kein Tag zum Feiern.
00:07:06: Die Menschen, die ihn bewusst erlebt haben, denken an ganz persönliche und damit ganz unterschiedliche Erfahrungen zurück.
00:07:13: Der eine kehrte heim, der andere wurde heimatlos.
00:07:17: Dieser wurde befreit, für jenen begann die Gefangenschaft.
00:07:21: Viele waren einfach nur dafür dankbar, dass Bomben lächte und Angst vorüber und sie mit dem Leben davon gekommen waren.
00:07:29: Andere empfanden Schmerzen über die vollständige Niederlage des eigenen Vaterlandes.
00:07:34: Verbittert standen Deutsche vor zerrissenen Illusionen dankbar, andere Deutsche vor dem geschenkten neuen Anfang.
00:07:44: Es war schwer, sich als bald klar zu orientieren.
00:07:48: Ungewissheit erfüllte das Land.
00:07:50: Die militärische Kapitulation war bedingungslos.
00:07:54: Unser Schicksal lag in der Hand der Feinde.
00:07:57: Die Vergangenheit war furchtbar gewesen, zumal auch für viele dieser Feinde.
00:08:02: Würden sie uns nur nicht vielfach entgelten lassen, was wir ihnen angetan hatten?
00:08:09: Die meisten Deutschen hatten Glaub für die gute Sache des eigenen Landes zu kämpfen und zu leiden.
00:08:16: Und nun sollte sich herausstellen, dass alles war nicht nur vergeblich und sinnlos,
00:08:22: sondern es hatte den unmenschlichen Zielen einer verbrecherischen Führung gedient.
00:08:28: Schöpfung, Ratlosigkeit und neue Sorgen kennzeichneten die Gefühle der meisten.
00:08:35: Würde man noch eigene Angehörige finden, hatte ein Neuaufbau in diesen Ruinen überhaupt Sinn.
00:08:42: Der Blick ging zurück in einen dunklen Abgrund der Vergangenheit und nach vorn in eine ungewisse dunkle Zukunft.
00:08:51: Und dennoch wurde von Tag zu Tag klarer, was es heute für uns alle gemeinsam zu sagen gilt.
00:08:56: 8. Mai war ein Tag der Befreiung.
00:08:59: Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
00:09:08: Niemand wird um dieser Befreiung willen vergessen, welche schweren Leiden für viele Menschen mit dem 8. Mai erst begannen und danach folgten.
00:09:17: Aber wir dürfen nicht im Ende des Krieges die Ursache für Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen.
00:09:24: Es liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Krieg führte.
00:09:31: Wir dürfen den 8. Mai 1945 nicht vom 30. Januar 1933 trennen.
00:09:38: Wir haben wahrlich keinen Grund, uns am heutigen Tag an Siegesfesten zu beteiligen.
00:09:44: Aber wir haben allen Grund, den 8. Mai 1945, als das Ende eines Irreweges deutsche Geschichte zu erkennen, das den Keim der Hoffnung auf eine bessere Zukunft bark.
00:09:56: Soweit Weizecker.
00:10:00: Der Tag der Befreiung dämmerte nur hier am Anfang der Rede.
00:10:05: Das Motiv der Befreiung erschien in der Rede nicht noch einmal, obwohl das Gefühl einem sagt, dass Ende eines Irreweges würde in der Rede danach entfaltet oder mehrfach variiert.
00:10:17: Das ist nicht der Fall.
00:10:20: Die Befreiung geschah gleich zu Beginn und ohne große Vermittlung.
00:10:25: Wir alle sind gefordert, gebt euch einen Ruck. Die Prämisse ist klar. Richard von Weizecker spricht pro Domo, nur zu den deutschen, deutschen Nationen.
00:10:36: Wir begehen diesen Tag unter uns und das ist notwendig.
00:10:41: Wir müssen die Maßstäbe allein finden.
00:10:47: Diese Prämisse muss man nicht teilen.
00:10:51: Ich kann sie meinerseits nicht nachvollziehen.
00:10:55: Wäre es nicht besser, die Maßstäbe außerhalb der deutschen Nation zu suchen, haben wir sie überhaupt jemals allein gefunden?
00:11:05: Haben wir sie überhaupt finden können?
00:11:08: Das Ende des Weltkriegs geschah schließlich nicht uns allein.
00:11:13: Die Zeit dieser Rede schrumpft und expandiert mit einem kunstvollen Satz.
00:11:19: Und dennoch wurde von Tag zu Tag klarer, was es heute für uns alle gemeinsam zu sagen gilt.
00:11:25: Der 8. Mai war ein Tag aus Tagen wurden Jahre, 40 Jahre, 40 Jahrestage.
00:11:35: Und die Tage des Jahres 1985 wurden von Tag zu Tag klarer.
00:11:40: Und einige andere Politiker, darunter Helmut Schmidt und Helmut Kohl, waren Weizecker zuvorgekommen, als sie ihrerseits den 8., 5. zum Tag der Befreiung erklärten.
00:11:53: Inhalt der Rede Weizeckers war daher eher eine offizielle Ernennung als eine neue Aussage.
00:12:00: Und der abrupte Duktus und der Sprung zum Resultat und dennoch wurde von Tag zu Tag klarer, was heute gilt.
00:12:11: Wie die Sekundärliteratur gebührend herausgestellt hat, gibt es nichts in Weizeckers Rede,
00:12:18: dass nichts zum eingespielten Repertoire der westdeutschen Gedenkreden gehört hatte.
00:12:23: Eigentlich hat der Gründungsakt der Erinnerungskultur diesem Repertoire kein neues Motiv hinzugefügt.
00:12:29: Das ist von heute aus gesehen bedauerlich.
00:12:33: Wenn die Rede Richard von Weizeckers die offizielle Anerkennung der Erinnerungskultur bedeutete,
00:12:39: die Aufhebung der jahrzehntelang Verträngung der Verbrechen, die das Deutsche Reich und das Deutsche Volk verübt hatten,
00:12:45: was schleppte sie in diesem Moment mit sich?
00:12:49: Einen großen Teil der Lebenslügen, die uns heute wieder zum Verhängnis werden.
00:12:55: Cornelia Siebeck hat diese Elemente wie folgt zusammengefasst.
00:13:00: Die Rede von einem zutiefst ambivalenten deutschen Datum, das ist zwar nicht zu feiern,
00:13:07: retrospective doch als Tag der Befreiung zu Wertengelte, die Ursächlichkeit des 30. Jahrhundert,
00:13:15: der 30. für den 8. Mai 1945 und darauffolgendes deutsches Leid.
00:13:21: Ein bei Weizecker relativ ausdifferenzierter, aber dennoch nivellierender Opfer- und Leidensbegriff.
00:13:28: Ein hitlerzentriertes, in seiner Engführung auf wenige Deutsche, weit hinter dem damaligen historischen Kenntnis stand
00:13:37: und wohl auch hinter dem Wissen der Zeitzeugen zurückbleibenden Täterkonzept.
00:13:42: Das Bild einer gutwillig zum Bösen verführten Bevölkerung bei gleichzeitigem Eingeständnis breiter Mitwisserschaft.
00:13:50: Die Zurückweisung von Kollektivschuld und Büserhemd bei gleichzeitiger Forderung nach einer wahrhaftigen
00:13:57: öffentlichen Auseinandersetzung und einer individuellen Gewissensprüfung im Stillen.
00:14:04: Die Chance zur Demokratie, die in der Bundesrepublik erfolgreich genutzt worden sei,
00:14:09: schließlich allerlei normative Aufträge, die den Deutschen aus ihrer Vergangenheit erwüchsen,
00:14:15: keines dieser historischen Argumentationsmuster stammt originär von Weizecker.
00:14:23: Soweit Cornelia Siebeck.
00:14:26: Die ganze deutsche Verdrängungsmaschinerie mit ihren Widersprüchen.
00:14:32: Es waren nur wenige, es war nur Hitler, aber viele wussten Bescheid, aber diese waren verführt.
00:14:41: Sie wurden schuldig, aber das kann niemand so gut beurteilen wie sie selbst.
00:14:46: Nur das individuelle Gewissen darf sich der Schuldfrage stellen.
00:14:50: Eine Anklage von Kollektiven hat keinen Sinn, weil es eine Kollektivschuld nicht gibt.
00:14:56: Daher darf ein individuelles Gewissen auch kein anderes individuelles Gewissen anklagen,
00:15:02: denn auch dieses muss sein Gewissen mit Gott abmachen und seinen Frieden mit Gott finden dürfen.
00:15:09: Und dabei kann niemand helfen, außer Gott.
00:15:13: So hatten protestantische Theologen seit Kriegsende argumentiert und aus dieser Überzeugung heraus
00:15:19: Kriegsverbrecherprozesse jahrzehntelang bekämpft und verhindert.
00:15:24: Weizeckers Rede enthielt auch die übliche Vermischung von Opfern und Tätern.
00:15:29: Das ganze deutsche Volk war zum Opfer des NS-Regimes geworden.
00:15:33: Denn kurz vor seinem Tod verfügte Hitler, dass die Deutschen nicht fähig und daher auch nicht geeignet seien,
00:15:40: im sozial-dabinistischen Kampf ums Dasein zu überleben oder zu siegen.
00:15:46: Dass deutsche Volk möge zugrunde gehen, wenn er zugrunde gehe.
00:15:51: Auch diese Tatsache, diese denn eine gesicherte Tatsache,
00:15:56: nicht auf den notorisch zuverlässigen Zeitzeugen Albert Speer zurückzuführen wäre,
00:16:02: die bis Kriegsende unbekannt war und daher zwar historisch beglaublich,
00:16:06: aber für den 8. Mai 1945 eigentlich irrelevant ist,
00:16:10: wird von Weizecker sorgfällig als Entlastungsfaktor verzeichnet.
00:16:16: Und in der Tat wäre das nicht grund genug, den 8. Mai als Tag der Befreiung
00:16:22: und als das Ende eines Irreweges deutscher Geschichte zu erkennen,
00:16:27: dass sich der Führer von seinem Volk oder von uns abgewandt hatte.
00:16:33: Aber wie kann man überhaupt auf den Gedanken kommen,
00:16:36: dass testamentarische Votum des Führers sei für unsere Befreiung mitentscheidend gewesen?
00:16:43: Weil wir Deutsche durch diese Autorisierung das ultimative Opfer seiner Taten geworden sind?
00:16:51: So viel Posttumor-Doublebind bleibt auch in Weizeckers Version,
00:16:56: vor allem eins, auf groteske Weise hitlergläubig.
00:17:02: Drittens. Die Rede vom Tag der Befreiung gehört ja schon vorher zu Topik der deutschen Gedenkreden,
00:17:10: nur nicht in Westdeutschland.
00:17:13: Weizeckers Rede gründete in einer bewussten Ausblendung der ostdeutschen Tradition des Antifaschismus.
00:17:20: Darauf deutet insbesondere die Formulierung, es gebe "warlich keinen Grund, uns am heutigen Tag an Siegesfesten zu beteiligen",
00:17:29: denn genau das war der Kern der ostdeutschen Gedenkveranstaltungen.
00:17:34: Es genügt diese Anspielung. Alle Parlamentarier wussten, dass es seit 1945 bereits einen anderen offiziellen Tag der Befreiung gab,
00:17:44: und das war der sowjetische Tag der Befreiung der Welt vom Faschismus,
00:17:48: eigentlich der 9. Mai, weil die endgültige sowjetische Unterschrift zur Kapitulation der deutschen Heeresleitung aufgrund der Zeitzonen erst am 9. Mai erfolgte.
00:18:00: Dieser Tag der Befreiung wurde bis 1967, auch von der DDR, als Feiertag am 8. Mai mitorganisiert,
00:18:10: einem Land, das sich nicht in der Rechtsnachfolge des deutschen Reiches sah
00:18:15: und daher die sowjetische Befreiung als Sieg des eigenen politischen Programms mitfeiern durfte.
00:18:22: Die Formen der kritischen Dissidenz, im Westen wie im Osten, hatten damals einen ausgesprochen protestantischen Charakter.
00:18:33: In verwandten Milieus trafen sich, von der Stasi observiert, Friedens- und Abrüstungsinitiativen, die im Schatten der Nachrüstung
00:18:43: eine Verbindung der Solidarität zwischen Ost und West stiften wollten.
00:18:47: Es war einiges in Bewegung geraten.
00:18:50: Auch die Bekehrung der CDU/CSU von ihrer 40-jährigen Verdrängung und Verleugung deutscher Verbrechen zur Mannhaftigkeit der Erinnerungskultur war längst überfällig
00:19:03: und wartete nur auf einen geeigneten Protagonisten.
00:19:06: Richard von Weizsäckers Formel vom "Tag der Befreiung" bejaht eine Formulierung, die ihm früher nie in den Sinn gekommen wäre.
00:19:17: Schon deshalb war seine Parteigenossen dieser Benennung seit Gründung der Bundesrepublik mit aggressiver Abwehr begegnet waren.
00:19:25: Auch Weizsäcker selbst hatte am gleichen Ort entsprechende Reden zur Abwehr der Befreiung gehalten.
00:19:32: Etwa 15 Jahre früher, kurz nach seinem Eintritt als Abgeordneter in den Bundestag 1970.
00:19:40: 15 Jahre später existierte diese Abwehr nicht mehr und die BRD konnte sich den antifaschistischen "Tag der Befreiung" selbst auf die Fahnen schreiben.
00:19:51: "Staunlich spät", sollte man meinen.
00:19:55: Der 8. Mai hätte schließlich auch jedes Jahr als "Tag der Verfassung" gefeiert werden können.
00:20:00: Immerhin beschloss der Parlamentarische Rat das Grundgesetz bewusst am 8. Mai 1949.
00:20:08: Aber der 8. Mai stellte die Souveränitätsfrage, nämlich die ihres Verlustes und der Spaltung in zwei deutsche Staaten.
00:20:17: Der Beschluss des Grundgesetzes konnte diese Frage nicht beantworten, denn er hatte die Spaltung mitbegründet.
00:20:24: Das Verhältnis zwischen "Tag der Verfassung" und "Tag des Kriegsendes" bleibt bis heute notorisch unklar.
00:20:33: Über 40 Jahre schwankte die Benennung zwischen "Tag der Kapitulation" und "Tag der Befreiung" zuerst zwischen Ost- und Westdeutschland, dann in Westdeutschland selbst.
00:20:45: Der Zwiespalt wurde als Alternative aufgerufen. Kapitulation oder Befreiung?
00:20:52: Oder die Ambivalenz wurde zum Motto des Tages erklärt. "Tag der Befreiung und der Niederlage".
00:21:00: Die Mission der Rede Weizeckers bestand darin, diese Zwiespältigkeit aufzugreifen und sie durch den "Tag der Befreiung" aufzulösen,
00:21:10: aber so, dass diese Befreiung als Triumph der Westbindung erscheint und nicht als eine Parole des Ostens.
00:21:19: Die Kommunisten bleiben auch in Weizeckers Rede die "letzt genannte Opfergruppe", ganz unten in der Hierarchie, kurz bevor wir alle zu Opfern Hitlers erklärt werden.
00:21:32: Eine Anagnorisis. Ein Moment dramatischer Wiedererkennung zwischen Ost und West erscheint im Nachhinein als möglich und sogar notwendig angesichts der identisch scheinenden Formulierung vom "Tag der Befreiung".
00:21:48: Auch die etwas sperrige Qualifizierung von dem "menschenverachtenden System" der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft scheint ganz nahe an der DDR,
00:22:01: auch wenn die Formulierung drüben viel leicht gelaudet hätte von der "menschenverachtenden Gewaltherrschaft" des nationalsozialistischen Systems.
00:22:12: Hätte man nicht zusammenfeiern können? Das war selbstverständlich ausgeschlossen, im Gegenteil.
00:22:21: Der "Tag der Befreiung" West war 1985 ein Ereignis, das den "Tag der Befreiung" Ost endgültig neutralisierte und das war auch Sinn der Übung.
00:22:36: Wie war das möglich? Die Antwort findet man nicht in Weizsägers Rede und sie findet sich nicht einmal in den Ereignis des Jahres 1985 auf die in der Rede angespielt wird.
00:22:49: Drei Tage zuvor und nach langer Planung hatten Ronald Reagan und Helmut Kohl am selben Tag Grenze in der Denkstätte des KZ Bergen-Belsen und in der Kriegsgräberstätte Bitburg-Kolmeshöhe niedergelegt, in der auch 59 Mitglieder der Waffen der SS begraben liegen.
00:23:08: Die Antwort liegt in jenem überwältigenden Medienspektakel von 1979, dass die Verdrängung der deutschen Verbrechen und Kriegsverbrechen so wirksam durchbrochen hatte, dass seit dieser Zeit Filme, Autobiographien, Bücher, Zeitschriften zur NS-Zeit und zur Ermordung der Juden Europas einen stabilen Anteil an allen populären deutschen Medien bilden.
00:23:34: Es war die Fernsehserie Holocaust gewesen, die den Erinnerungsboom ausgelöst hatte, auf den Weiziger reagierte. Es war unter der Würde eines Bundespräsidenten auf eine solche Trivialität einzugehen.
00:23:49: Für die Bestimmung der Himmelsrichtungen war es dennoch entscheidend. Die Aufhebung der Verdrängung war von Westen gekommen, die Permanenz dieser Aufhebung schien daher ebenfalls aus dem Westen gekommen zu sein, ein Anspruch des Westens an Deutschland.
00:24:07: Der Westen war transatlantisch. Er verhieß Transcendenz. Der Tag der Befreiung Ost hingegen zweifelte im gleichen Jahr an sich selbst und an seiner Ostbindung.
00:24:20: Zum 40. Jahrestag der Befreiung gab es 1985 größere Feiern als sonst. Vonseiten evangelischen Kirche in der DDR behoben sich mehrere radikale dissidente Stimmen, die aus dem Einheitschor des Lobes für die sowjetische Befreiung und Besatzung herausfielen und an die Gewalt der ersten Besatzungszeiter erinnerten.
00:24:45: Wenn man die Reden von 1985 vergleicht, kommt man zu einem doppelten Wendepunkt.
00:24:52: Während die Anerkennung des Tags der Befreiung durch die Alliierten 1985 im Westen ein neuer Beweis der Westbindung geworden war, bildete der öffentlich vorgetragene Zweifel an der Formel vom Tag der Befreiung durch die Sowjetunion im Osten
00:25:10: die Speerspitze einer in öffentlichen Feiern artikulierbaren Dissidenz.
00:25:17: An keinem Punkt ihre Geschichte hätten BRD und DDR den 8. Mai gemeinsam feiern können und 1985 am aller wenigsten, als sie die Formel vom Tag der Befreiung endlich gemeinsam hatten.
00:25:32: Ein erwartbares, aber in den Details auch ein erstaunliches Ergebnis.
00:25:38: Vielleicht, wie es es in die Zukunft.
00:25:42: Der im Westen neu erfundene Tag der Befreiung hatte keine Gemeinsamkeit mit dem des Ostens und als Tag der Befreiung im Osten wieder zum Tag der Kapitulation und der Niederlage wurde, waren es gleich mehrere Niederlagen, an die er erinnerte.
00:25:58: Kriegsende, Besatzung, Spaltung Deutschlands, real existierende Sozialismus, untergegangene Staat, 40 Jahre fehlender Freiheit, 40 Jahre Verlust, anschließende Deklassierung.
00:26:13: Nach 1989 war der Tag der Befreiung im Osten endgültig zum Tag der sowjetischen Unterwerfung geworden.
00:26:22: Schlimmer noch, der offiziell verordnete Antifaschismus war ein Teil des Zwangs-Aparats der Partei gewesen, 40 Jahre lang.
00:26:31: Dieser Zwangs-Aparat hatte abgedankt, was bedeutete Antifaschismus jetzt und was konnte staatlich verordnete Antifaschismus jetzt bewirken?
00:26:42: Die neue Erinnerungskultur kam aus dem Westen und übernahm die Gedenkstätten mit moralischer und historiografischer Überlegenheit.
00:26:53: Die neue staatlich organisierte Kontinuität von Antifaschismus und Antifaschismus konnte einer wachsenden Minderheit ebenso verdächtig erscheinen, wie die neue Gestalt ihrer politischen und kulturellen Diskontinuität.
00:27:09: Viertens. Es wird Zeit, die Perspektiven eines solchen Systemvergleichs zu verschieben.
00:27:18: Der Bundesdeutsche Konsens von 1985 greift nicht mehr.
00:27:24: Zum einen entstand die westdeutsche Erinnerungskultur nur zum Teil durch eine Aufhebung der Vertrengung deutscher Verbrechen.
00:27:32: Zu einem anderen Teil war sie ein kunstvoller Kompromiss, der wesentliche apologetische Motive der Vertrengung mit sich schleppte.
00:27:41: Die Rede Weizsäckers erschien damals als ein Befreiungsschlag.
00:27:45: Heute ließ man sie wieder und findet nur noch den Kompromiss und die Verlogenheit der Nachkriegszeit.
00:27:52: Mit Mühe und Not wurde im anschließenden Historikerstreit noch sehr viel tiefgreifende apologetische Motive abgewährt, die darauf hinaus liefen, den Nationalsozialismus geschichtsphilosophisch als Teil eines europäischen Bürgerkriegs zu verstehen und das Weltbild der ewig gestrigen zurechtfertigen.
00:28:13: Auch das Stichwort vom Bürgerkrieg findet sich bereits in Weizsäckers Rede und zwar ganz affirmativ auf Michael Stürmer bezogen.
00:28:23: Der Historikerstreit hat zur historischen Forschung nichts beigetragen.
00:28:28: Aber in den Formulierungen, mit denen er entschieden wurde, haben die Historiker bis heute schwer zu schlucken.
00:28:34: Und zwar vor allem deshalb, weil sich das Verhältnis von Erinnerung und Geschichte in den letzten 40 Jahren radikal gewandelt hat.
00:28:43: Anfang der 1980er wurde die Geschichtswissenschaft durch die Erinnerung der Zeitzeugen herausgefordert und sie war zum Teil auch überfordert.
00:28:54: Wie sollte man historisch arbeiten, wenn die Erfahrungen der Opfer Teil der historischen Forschung sind?
00:29:01: Wenn die historischen Darstellungsformen dafür nicht geschaffen sind?
00:29:05: Heute fehlen diese Formen nicht mehr, im Gegenteil.
00:29:09: Heute ist die Erinnerungskultur durch die Geschichtswissenschaft überfordert.
00:29:14: Die Historiker haben 40 Jahre weiter gearbeitet und sie sind dabei durch Generationen der Verfeinerung und der Revision gegangen.
00:29:23: Sie haben alle Ansprüche von damals an eine Vermittlung zwischen persönlicher Erfahrungswelt und historisch kritischer Überlieferung eingelöst.
00:29:32: Die Erinnerungskultur hinkt mittlerweile gewaltig hinterher und es macht den Anschein, als könne sie mit der Geschichtswissenschaft nur noch dort kooperieren, wo sie ganz selektiv vorgeht.
00:29:45: Und zwar, in dem sie fast alles ignoriert, was die Historiker untereinander diskutieren.
00:29:52: Der sogenannte Historikerstreit 2.0 war vor allem ein gescheitetes Experiment der Vermittlung.
00:30:00: Es wurde so getan, als könne eine Diskussion und eine weitgehend kenntnisfreie Dénonziation postkolonialer Theorie darüber entscheiden, was historisch darzustellen und begrifflich zu bewältigen sei.
00:30:15: Die Anliegen der Historiker gingen dabei sang und klanglos unter, sobald sie versuchten, die Stichwörter der Erinnerungskultur durch Stichwörter zu ergänzen, die aus der historischen Forschung stammten und nicht aus den Kompromissen der Nachkriegszeit.
00:30:32: Ein Beispiel soll an dieser Stelle als Beleg genügen.
00:30:36: In der breiteren Öffentlichkeit wird immer noch so getan, als ging es beim Thema Nationalsozialismus und Kolonialismus, vor allem darum, den Kolonialismus des Wilhelminischen Deutschland bis 1914 mit den mörderischen Zielen und Mitteln der nationalsozialistischen Außenpolitik ab 33 oder 39 zu vergleichen.
00:31:00: Dieser Art Vergleich, egal wie laut oder leise er vorgetragen wird, erzeugt in der historischen Forschung mittlerweile kaum mehr als ein Achselzucken, denn er lenkt von der Tatsache ab, dass das Thema Kolonialismus und Nationalsozialismus erst einmal keinen Vergleich zwischen unterschiedlichen Perioden der deutschen Außenpolitik aufruft,
00:31:23: sondern direkt ins Zentrum führt zum Kolonialismus, Rassismus und Imperialismus, dem Laufe des zweiten Weltkriegs im menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und ihres Judenmordes eskalierten.
00:31:43: In den vergangenen 40 Jahren sind die Strukturen und Ereignisse des nationalsozialistischen Kolonialismus, Rassismus und Imperialismus sehr viel gründlicher erforscht worden bis in alle Einzelheiten.
00:31:57: Man weiß mehr über die Pläne der Landnahme, die geplanten und verwirklichten Umsiedlungen, die kolonialen Wehrdorfkonzepte, die Planung und Verwirklichung des Verhungernlassens entlang einer vorabdefinierten Grenze, die imperialistischen Visionen einer rassistischen und kolonialistischen Germanisierung aller eroberten Territorien und ihr Scheitern am Widerstand der Zivilbevölkerung,
00:32:24: zuerst und insbesondere der polnischen und das Scheitern der weiteren Ansiedlung am Widerstand der Partisanen der im Osten besetzten Länder.
00:32:33: Die entsprechenden deutschen Konzepte einer kolonialen Landnahme waren zum Teil am Ende des ersten Weltkriegs entstanden, zusammen mit dem separat Frieden von Brestli Towsk,
00:32:45: als es für ein Dreivierteljahr so schien als Stille der Osten Europas dem Deutschen Reich zur freien kolonialen Verfügung.
00:32:53: Auch das war Teil des nationalsozialistischen Kolonialrevisionismus, die Weltkriegsziele der Ostkolonisation, deren Zeitfenste im ersten Weltkrieg in Reichweite zurückgeschieden, im zweiten zu verwirklichen.
00:33:13: Eine besondere Sparte deutscher Kolonisierungskonzepte wurde nach dem zweiten Weltkrieg teilweise beim Kampf der Kolonialmächte gegen Aufstände und Endkolonisierungsbewegungen weiterverwendet,
00:33:26: unter anderem in Gestalt von Werderfern und Totenzonen, von Franzosen in Algerien, Briten in Kenia und den USA in Vietnam.
00:33:37: Die Befreier konnten sich von ihrem eigenen Imperialismus noch lange nicht befreien.
00:33:44: Am 8. Mai 1945, zur Feier des Kriegsendes, das von Algerien mit einem Auftrag der eigenen Befreiung vom Kolonialismus gleichgesetzt worden war,
00:33:54: begann in Gelma, Setif und Keratá der jahrzehntelange algerische Kampf gegen den französischen Kolonialismus.
00:34:03: Allein in den ersten Wochen wurden zehntausende Algerien getötet.
00:34:08: Wie kann man angesichts einer solchen in alle Richtungen ausgreifenden Überlieferungslage noch so tun,
00:34:16: als habe der deutsche Kolonialismus 1914 ein Ende gefunden und können nur durch einen konzeptuellen und zeitlichen Chiatus mit den Verbrechen des Zweiten Weltkriegs verglichen werden?
00:34:28: Kein Wunder, dass die Ergebnisse eines solchen Vergleichs zwischen zwei Zeitkapseln und ihren Herrschaftsformen ebenso irrational wie unverbindlich wirken müssen.
00:34:39: Es ist mehr als erstaunlich, in welcher Behemence genau diese Art von Gleichsetzung beschworen und zugleich verworfen wird,
00:34:47: um in welcher Leidenschaft man von ihm prinzipielle Aufschlüsse über Begriffe wie Genozid, Rassismus und Antisemitismus
00:34:55: und über einen prinzipiellen Unterschied von koloniale und nicht koloniale Gewalt erwartet,
00:35:01: als wären wir noch in den 1960er Jahren, als man die Erforschung des NS-Imperialismus polnischen und DDR-Historikern überließ
00:35:11: und bei dieser Gelegenheit die Unzulegenlichkeit der Marxistischen Imperialismus-Theorien zu bemängeln.
00:35:18: Warum wird der 8. Mai 1945 nicht als der Tag anerkannt, an dem die globale Endkolonisierung begann?
00:35:27: Als erster Tag der Befreiung vom Kolonialismus und zugleich letzter Tag der Befreiung vom deutschen Imperialismus und Kolonialismus.
00:35:37: Nicht nur in Algerien war das der Fall. Wäre das alles falsch? Aber für wen?
00:35:46: Im Übrigen gliedet sich der große Erinnerungsschub, den die Fernsehausstrahlung von Holocaust 1979 auslöste,
00:35:54: in eine solche multidirektionale Überlieferung ein.
00:35:58: Die Produzenten der Fernsehserie waren auch die Produzenten der Fernsehserie Roots über eine afroamerikanische Familie im 18. Jahrhundert gewesen.
00:36:08: Und Holocaust hatte eine ganze Reihe von Strukturelementen von Roots übernommen, das Stationen-Drama, das Familien-Drama und die Middle-Passage, die hier zur Deportation geworden war.
00:36:22: Vor allem aber die äußer und innere Spannung zwischen Verwandtschaft und aufgekündigter Verwandtschaft.
00:36:29: Ein Sklave ist eine Person ohne Verwandtschaft, schrieb Franz Bermann Steiner, nachdem Deutsche alle seine Verwandten umgebracht hatten.
00:36:46: Sein Freund Hage Adler schrieb kurz danach eine Soziologie der Nationalsozialistischen Staatsklaverei, am Beispiel der Zwangsgemeinschaft im Lager Theresienstadt.
00:37:00: Sklave war ein ständiger Diskussionsgegenstand der frühen autobiografischen Literatur zu schuhr.
00:37:10: Man kann einwenden, dass die Serie der Serien von Roots und Holocaust damals nicht öffentlich diskutiert wurde und wenn da nur in kulturkritischer Absicht, jemand müsste die Rezeptionsgeschichte einmal genauer analysieren.
00:37:26: Doch selbst dann bliebe der Umstand bestehen, dass der Erfolg von Roots eine Blaupause für die Insehung des Holocaust in Holocaust lieferte.
00:37:35: Selbst wenn Holocaust und Roots 1979 keine multidirektionale Diskussion auslösten, so bleibt die Serie Holocaust mit samt ihrer phänomenalen Verschiebung der deutschen Öffentlichkeit das Ergebnis einer filmproduzentisch praktizierten und kommerziell erfolgreichen Multidirektionalität und ihrer damaligen doppelten Anamnese mit befreiender Wirkung.
00:38:02: Was genau war es an Roots, was den Durchbruch der deutschen Erinnerungskultur ermöglichte? Bin ich wirklich der erste, der diese Frage stellt? Wie kann das sein?
00:38:14: Die Selbstbespiegelung der Deutschen im 8. Mai hat ihre eigene Endlosigkeit nur deshalb, weil die Spiegel so aufgestellt wurden, dass sie sich innerhalb ihrer Scheuklappen endlos weiterspiegeln konnten.
00:38:28: ohne dass Inhalt ich etwas dazu kämpfe.
00:38:30: aus einer weiteren Seitenvertauschung und zunehmenden Abdunklung der Ecken. Es ist immer
00:38:36: dieselbe Verdunklung der kollektiven Schuld und dieselbe Vertauschung von Opfern und Tätern.
00:38:42: Neue Motive tauchen erst auf, wenn man die Projektion verlässt, mit denen sich die Deutschen über
00:38:49: ihre Spiegel beugen. Beginnend wird der Einfachheit halber beim Schwichert vom Tag der Befreiung.
00:38:56: Wenn man heute 80 Jahre später, 40 Jahre nach der Rede von Beizäckers, den 8. Mai 1945 einen Tag
00:39:06: der Befreiung nennt, dann sollte man so konkret wie möglich zurückfragen, wer hier eigentlich wen befreite.
00:39:15: Das Tarte riecht er von Beizäckern nicht, weder hier noch anders wo in seiner Rede. Seine Rede
00:39:22: richtet sich an die Deutschen und die deutschen Nationen und daher verdrängt es ja auf gekonnte Weise die
00:39:28: historischen Tatsachen des Jahres 1945. Wie so viele reden davor und danach, die glaubten, wir müssten den
00:39:37: Tag unter uns abmachen. Dabei fehlt jedes Jahr aufs Neue die entscheidende Konkretion der Befreiung,
00:39:44: um die es angeblich geht. Fünftens. Wer wurde am 8. Mai 1945 eigentlich befreit? Für wen war das ein Tag der Befreiung?
00:39:59: Und wer spricht am Tag der Befreiung für die Befreiten? Wer spricht für wen? Die Antwort zur ersten Frage,
00:40:09: wer wurde am 8. Mai 1945 eigentlich befreit, ist nur für eine einzige Kategorie von Leuten eindeutig und es ist eine Kategorie von
00:40:21: damals. Wir können sie weder korrelieren noch umdeuten und das ist gut so. Befreit wurden die Gefangenen und
00:40:32: verschleppten des deutschen Reiches und vor allem Lageinsassen und Zwangsarbeiter. Mit der Kapitulation waren sie frei,
00:40:43: denn das Reich existierte nicht mehr, in dessen Gefangenschaft sie vorher agieren und die Herrschaft der deutschen
00:40:49: erdulden mussten. In ihrem neuen Status unterstanden sie jetzt den Besatzungsmächten und ihren Behörden und nicht mehr
00:40:59: den deutschen oder deutschen Organisationen. Niemand sonst wurde in diesem ebenso existenziellen,
00:41:06: biloristischen Sinne befreit. Viele, allzu viele wurden befreit, um später in neuer Knechtschaft zu leben.
00:41:15: Auch das sollte nicht vergessen sein. Aber der 8. Mai war auch für sie ein Tag der Befreiung.
00:41:24: Im übrigen erhielten die Befreit in des 8. Mai ein Kürzel, um genau diesen Umstand zu kodifizieren.
00:41:32: Die Befreiung aus der Gefangenschaft des deutschen Reiches. Dass das deutsche Reich untergehen musste,
00:41:41: damit sie leben konnten. Sie hießen die Pi.
00:41:48: "Rutklüger" schreibt in ihren Erinnerungen, das Kürzel bedeutete "Displaced persons".
00:41:56: Also die Befreiten einst verschleppten, die entweder zurück nach Hause oder heimatlos wie wir auswandern wollten.
00:42:09: Befreiung hieß, dass man nicht am richtigen Ort war und dass es unter Umständen gar keinen richtigen Ort für die jeweilige Person gab.
00:42:22: Die Unschärfe zwischen hier und anderswo, aber wo genau und mit welchen Pläne, in welchen zeitlichen Rahmen,
00:42:29: blieb oft genug vorläufig oder unklar.
00:42:33: Dieser Ort, diese Heimatlosigkeit, diese räumliche und zeitliche Eritation und Latents, dieser Modusverbände waren das Siegnum der Befreiung.
00:42:43: Im strikten Sinn des Jahres 1945 waren die einzigen, die überall und im eigentlichen Sinn des Wortes "befreit" wurden, die Gefangenen.
00:42:56: Die Befreiten einst verschleppten, die zu "Displaced persons" wurden und sie waren in überwältiger der Mehrheit keine Deutschen oder waren vom deutschen Reich nicht als Deutsche behandelt worden.
00:43:12: Für alle anderen war der 8. Mai vielleicht eine Befreiung von Krieg, militärischer Disziplin und Bedrohung, politischer Befurmung und Todesdrohung und vor allem vor dem Verbot,
00:43:22: ohne Anweisung von oben zu kapitulieren der letzten Todesdrohung an alle Deutschen, aber es war keine Befreiung.
00:43:31: Es gab keine allgemeine Befreiung und es gab auch kein allgemeines Gefühl der Befreiung, erst recht nicht in den Wochen danach.
00:43:45: Je mehr wir den 8. Mai 1945 mit den Augen einer "Displaced persons" sehen lernen, ist die Gefahr vorüber. Wo sind die Mörder geblieben?
00:43:55: Wer sind meine Schicksale als Genossen? Wo sind meine Verbanden geblieben?
00:43:59: Wie gefährlich sind die Deutschen, denen ich begegne für mein Überleben?
00:44:04: Des Dormär verstehen wir vom Tag der Befreiung angefangen bei der Befreiung von altergebrachten Illusionen.
00:44:14: Ruth Klügers Erinnerungsbuch "Weiter Leben" schildert und kommentiert unterschiedliche didaktische Situationen, in denen diese Fragen in den Mittelpunkt rücken.
00:44:26: Die Deutschen konnten und wollten sich nicht selbst befreien.
00:44:31: Der letzte Wehrmachtsbericht der Heeresleitung unter Dönitz hält das unmissverständlich fest.
00:44:39: Er bescheinigt der militärischen Front bis zum Ende Tapfer und Ehrenfolge kämpft zu haben.
00:44:45: Und er bescheinigt der Heimatfront bis zum Ende loyal geblieben zu sein.
00:44:49: Anders als 1918/19 wollten Dönitz und Konsorten damit sagen, aber diese Zertifizierung der Heimatfront hat einen klaren technischen Sinn.
00:44:59: Seit dem 20. Juli 1944 gab es keine Aufstände, keine Rebellion, keine kollektive Befehlverweigerung, nichts.
00:45:11: Die Gespräche der Deutschen kreisten bis zum letzten Moment darin, ob sie noch an Hitler und den Enzi glauben sollten oder nicht.
00:45:18: Die Deutschen diskutierten untereinander in den letzten Kriegslagen allem anscheinlich vor allem ihre Frömmigkeit, ihren Wunder glauben.
00:45:26: So berichtet es Viktor Klempperer, der das Pech hatte, in den letzten süddeutschen Enklaven des deutschen Reichs ausharren zu müssen, bis die Front endlich über ihn und seine Frau hinweggerollt war.
00:45:39: Die einzigen Spurenelemente von deutscher Selbstbefreiung sind die weißen Fahnen, die mancherorts gehisst wurden, um das Bombardement von Dörfern und Städten zu beenden.
00:45:51: Weiße Fahnen, die oft genug mit dem Leben bezahlt wurden.
00:45:55: Der mörderische Apparat der Lager, die Todesmärsche, der Verwaltungsapparat, die militärische Kommando gewalt, die Erschießungen von Dessertörn und allen rechtschaffenden Bürgern, die kapitulieren wollten, die Einbürgerungsprozeduren der SS,
00:46:14: mit denen bis zum Ende des Krieges 6 Millionen Deutsche aus dem Osten als Staatsbürger anerkannt wurden.
00:46:20: Grundlage des Einbürgerungsrechts der Bundesrepublik Deutschland, die imperialistische und bereits damals postkoloniale Voraussetzung der Volksangehörigkeit, alles blieb bis zum Ende intakt.
00:46:34: Auch nach der Kapitulation wurden noch einige Todesurteile gegen Dessertör vollstreckt, denn was vor dem 8. Mai rechten zwar konnte jetzt kein Unrecht geworden sein.
00:46:45: Man kann es Fanatismus nennen, man kann es Verblendung nennen, ich nenne es Frömigkeit, denn die Symptome der betreffenden Gläubigkeit,
00:46:58: gleich in denen religiöse Glaubensbereitschaft, ein anderes und noch peinlicheres Wort wäre daher "Inbrünst". Der Lesebuchsatz lautet, mit wahrhaft teuflischer Inbrünstigkeit glaubten viele Deutsche bis zum 8. Mai 1945 an einen Endsieg.
00:47:20: Und gleich danach entstanden die Lebenslügen von der sauberen Wehrmacht, der inneren Emigration, der durchgängigen Unbescholtenheit, akademische Eliten und andere Maskierungen.
00:47:33: Es gibt keine Generation der deutschen Geschichte, die so sorgfältig und konsistent gelogen haben, wie die des damaligen Bundespräsidenten und seines Vaters und die so hartnäckig an ihren Verdrängungen festhielten, um gar nicht erst Lügen zu müssen, bis sie selbst das glaubten, was in ihren Memoren stand.
00:47:54: Und leider gilt das auch für den Bundespräsidenten selbst, wie der Historiker Christi an Gerlach festgestellt hat, und seinen Glauben an eine unbescholdete Elite des Widerschlans. Es gab sie nicht, zumindest nicht in der Wehrmacht.
00:48:10: Die Befreiung erfolgte von außen auch dort, wo wie in Buchenwald, die Gefangenen zum Aufstand übergingen und um ihre Hänke und Aufsee an der Flucht zu hindern.
00:48:22: Das kann man feiern und sollte man feiern. Aber selbst das war eine seltene Ausnahme.
00:48:30: Im Grunde sprechen alle unsere Reps. am 8. Mai ins Leere, wenn sie vom Tag der Befreiung sprechen. Für die Displaced Persons können sie nicht sprechen.
00:48:41: Und die Displaced Persons sprechen nicht für sie oder für uns. Die Deutschen können nicht für die Displaced Persons von damals sprechen. Sie konnten es wieder damals noch danach.
00:48:57: Und eine Displaced Persons hatte andere Sorgen, als für Deutschland zu sprechen.
00:49:01: Der 8. Mai 1945 war ein Tag der Befreiung in der Tat. Aber befreit wurden keine Deutschen. Und die Befreier waren, bis auf die wenigen Ausnahmen von einigen wenigen Soldaten, die mit dem Besatzungsarmee zurückkehrten, um die Welt von uns zu befreien, keine Deutschen.
00:49:27: Sechstens. Warum ist das so wichtig? Wofür steht das kurze Displaced Person im Kontext seiner Entstehung?
00:49:40: Ich komme auf die am 8. Mai 1945 von so vielen Bewohnern dieser Erde herbeigesähnte Endkolonisierung zurück.
00:49:48: Der Nationalsozialismus war durch seinen Angriffskrieg endgültig zum Imperialismus geworden. Sein Ziel war die Kolonisierung des Ostens und die Herrschaft über die Welt.
00:50:00: Wie Peter Frankopan in seinem Buch über die Seidenstraße schreibt, war der Deutsche Angriffskrieg im Osten die grausamste Kolonisierungskampagne der Weltgeschichte.
00:50:11: So viel zur vielbeschworenen Aufgabe eines Vergleichs von Kolonialismus und Nationalsozialismus.
00:50:18: Das Bindeglied und der Rahmen aller seiner mörderischen Aktivitäten war die Germanisierung Deutschlands, Europas und der Welt.
00:50:27: Und das war ein rassistisches Leitbild, in das sich alles einfügte, was Nationalsozialisten anstrebten.
00:50:34: Kriegsführung und Behandlung der jeweiligen Zivilbevölkerung waren für die Nationalsozialisten zuerst und zuletzt Rassenpolitik.
00:50:43: Ein nationalsozialistischer Imperialismus war ein völkischer Imperialismus. Darin war er welthistorisch einmalig, aber nicht ganz einmalig,
00:50:54: denn auch demokratische Siedlerkolonien besaßen unter bestimmten Bedingungen Verwandte und von Hitler zum Vergleich herangezogene mörderisch-rassistische Grenzzonen der Arbeitsklarerei und der Extermination.
00:51:09: Es gibt in der Politik der Nationalsozialisten nach dem Angriff auf die Sowjetunion keinen Widerspruch zwischen Imperialismus, Kolonialismus und Rassismus.
00:51:21: Alle drei waren jeweils füreinander Mittel und Zweck. Die Rassenpolitik war die gemeinsame Basis der vielfältigen Ermächtigung zum Mord.
00:51:31: Der Nationalstaat, die neue Staatenordnung, das Volk, die Nation, das Reich.
00:51:38: Alle diese Größen wurden im Schmelztiegel der sozial-davinistischen Rassifizierung des Konflikts und alle im Laufe des Weltkriegs noch auftretenden Konflikte und Vorhaben nachrangig.
00:51:50: Die Germanisierung Osteuropas war die Lizenz für ein schier unendliches Spektrum von Kriegsverbrechen.
00:51:58: Egal wie sehr die Opfergruppen nach dem Krieg durch ihre Fürsprecher und durch ihre staatliche Behandlung auseinanderdividiert wurden,
00:52:06: ihrer Ermordung und Verfolgung geschah aus einem einheitlichen rassistischen Denken und Handeln heraus, dass sich nacheinander auf die systematische Ausmerzung alles dessen richtete, was der erwünschten Germanisierung zu wider lief.
00:52:21: Gegen Juden, Sinti und Roma, Behinderte, Homosexuelle, durch Zwangssterilisierung, Kastration, Abtreibung, Euternasie, Deportation, Aushungern, Industrialisierung des Morgens,
00:52:36: Erschießungen, die Germanisierung verschleppter Kinder und immer wieder auch Zwangsarbeit um gezieltes Verhungern lassen.
00:52:44: Alles das war Rassenpolitik und Entschwang einem systematischen Impetus, der in den Zielen und Mitteln der Judenvernichtung kulminierte.
00:52:54: Wo waren die Deutschen in diesem Geschehen? Wo war das deutsche Volk? Lutz Raphael schreibt, zusammenfassend,
00:53:05: dass Attentat und die gescheiterte Verschwörung des 20. Juli 1944 waren keineswegs populär.
00:53:14: Die Mehrzahl der deutschen Bevölkerung löste sich erst angesichts des hereinbrechenden Chaos von Bombenkrieg zunehmendem Terror des Regimes,
00:53:23: und den nun erst an Deutschland heranrückenden Fronten von der Bindung an die Führerdiktatur.
00:53:29: Der totale Krieg ergriff also die deutsche später als die britische oder die sojettische Gesellschaft.
00:53:37: Aber es fehlte gerade in der Phase der Blitzkriege und der raschen Expansion nicht an effektiver Unterstützung und Mobilisierung der deutschen Gesellschaft für die Ziele des NS Regimes.
00:53:48: Das imperiale Programm fand einhellige Unterstützung nicht zuletzt, weil es den verletzten Nationalstolz von 1918 befriedigte und die besten Zeiten deutscher Weltgeltung vor 1914 zu übertreffen schien.
00:54:03: Die rassistische Herrschaftsvision gegen den östlichen Nachbarvölkern vieler fruchtbaren Boden jedenfalls löste die imperiale Gewaltpolitik im Osten keine Massenproteste oder moralische Ablehnungen breiten Bevölkerungskreisen aus.
00:54:20: In der Behandlung der über 7,6 Millionen Fremd- und Zwangsarbeiter im deutschen Reich zeigte sich eine reibungslos funktionierende rassistische Volksgemeinschaft, in der viele Deutsche gerne die ihr angebotene Herrenrolle übernahmen.
00:54:37: Die Deutschen gingen gerne ihren Rollen als Imperialisten und Kolonialisten auf. Eine reibungslos funktionierende rassistische Volksgemeinschaft versprach ihren Angehörigen einen ständigen sozialen, das heißt sozial-darwinistischen, Aufstieg.
00:54:56: Nur auf dieser Basis konnte die Vernichtung der europäischen Juden in Angriff genommen werden. Das Mordengeschab bürokratisch aber spontan organisiert, zugleich kooperativ und improvisiert in der Konkurrenz von Tätergruppen und durch ihre Eroberung privilegierter Zugriffsrechte dezentral koordiniert und dadurch besonders effektiv.
00:55:19: Die entsprechenden Passagen der Rede Weizeckers zur Einschätzung der Täterchaft waren damals nicht auf dem neuesten Stand und sind längst widerlegt. Christian Gerlach fasst zusammen.
00:55:33: Ältere Vorstellungen, dass die meisten an Massengewalt beteiligten Deutschen bloß Befehle befolgten, Vorstellungen, die entweder auf Annahmen über einen angeblich autoritär geprägten deutschen Volkscharakter oder die angebliche Furcht vor der Befilzverweigerung beruhten, sind heute überholt.
00:55:53: In Wirklichkeit besagte Baragraf 47 des Deutschen Militärstrafgesetzbuches, das auch für die Wehrmachtsgefolge wie Polizei, Battalion und anderen Massengewalt beteiligte Einheiten galt, dass untere Ränge selbst juristisch verantwortlich waren, wenn sie auf Befehl eine kriminelle Handlung ausführten.
00:56:14: Soweit Gerlach. Niemand wurde bestraft, weil es sich solchen Befehlen entzog und insbesondere die SS ermöglichte im Fall von Nervenzusammenbrüchen bereitwillig Erholungsurlaub.
00:56:28: Die Freiwilligkeit der Kooperation war das entscheidende Merkmal der Beteiligung am Massenwort. Die Idee einer deutschen Kollektivschuld wurde nach dem Krieg vor allem deshalb so vehement abgelehnt, weil sie der Wahrheit so nahe kam, wie es ein so unscharfer Begriff nur eben konnte.
00:56:48: Es gab nichts als freiwillige und kollektive Zusammenschlüsse zum Zweck des Mordens und wie bereits Hilberg in seinem Pionierwerk zur Ermordung der europäischen Juden festhielt,
00:56:59: unterschied sich die Vernichtungsmaschinerie nicht grundlegend von dem deutschen Gesellschaftsgefüge insgesamt. Der Unterschied war lediglich ein funktioneller. Die Vernichtungsmaschine war in der Tat nichts anderes als eine besondere Rolle der organisierten Gesellschaft.
00:57:21: In den Worten Christian Gerlachs. Deutsche Verfolger konnten ihre individuellen Beiträge zur Verfolgung durch den Staatsapparat oder Parteiorganisationen leisten, statt sie umgehen zu müssen.
00:57:36: Der Grund war ihre relative Handlungsfreiheit, besonders in den deutschbesetzten und annektierten Gebieten, obwohl Deutschland eine Diktatur war.
00:57:46: Exekutive Autorität blieb vergleichsweise unbehindert durch Gerichte, Presse, politische Oppositionen und staatliche Aufsicht.
00:57:55: In diesem Kontext verlieh die Führung selbst unteren Beamten, militärischen Dienststellen und SS und Polizeikräften, politische Macht.
00:58:05: Bei ihrem Streben nachdem, was sie als das Beste für Deutschland ansahen, wandten sich deutsche funktionäre verschiedenste Institutionen gegen Juden aus politischen Motiven, die sich mit den Bildern der minderwertigen oder gefährlichen Juden verbanden.
00:58:21: Wenn sie zum Massenmord drängten, handelten diese Funktionsträger nicht gegen den Willen der Regierung, außer in fällendokaler Streitigkeiten, darum, ob man jüdische Arbeiter vorläufig am Leben lassen solle.
00:58:36: So weit Christian Gerlach.
00:58:40: Wer die Welt der Germanisierung und ihrer Zwangsarbeit in einem der zahllosen Lager- und Vollzugsanstalten des Deutschen Reiches überlebt hatte, aber auch in den Fabriken und anderen Zwangsarbeitsstätten des Reiches, in den Konzentrationslager- und Vernichtungslagern war eine "displaced person".
00:58:58: Diese Kategorie vereint alle Verschleppten jetzt Befreiten von den Zwangsarbeitern in der Deutschen Porvins bis zu den befreiten Insassen der Vernichtungslager.
00:59:10: Wir können von Glück sagen, dass es diese historisch geborne Kategorie gibt, denn sie verlangt und verheißt einen realistischeren Blick auf den Deutschen 8. Mai und dass ebenso obigitäre wie deprimierende Ausbleiben eines Gefühls von Befreiung unter den kapitulierenden Deutschen ein Ausbleiben, das diesen Tag so eigentümlich auszeichnete.
00:59:36: Die Herrenrasse konkretisierte sich zu Hause im ganz banalen Alltag einer selbstverständlich akzeptierten Kastenordnung.
00:59:45: Das war das deutsche Kompliment dieser Kategorie vor dem 8. Mai.
00:59:49: Ab dem 8. Mai funktionierte nichts mehr wie zuvor, denn die Welt der Arbeitsklarerei, der Zwangsarbeit, brach am 8. Mai zusammen.
00:59:59: Und mit ihr waren der deutsche Imperialismus und Kolonialismus auf einen Schlag Geschichte geworden.
01:00:06: Auf einmal hatten die Deutschen als Herrenrasse abgedankt und ausgedient, waren aus der Gunst des Schicksals herausgefallen.
01:00:14: Auch die Kastenordnung war nicht mehr existent.
01:00:19: Kein Wunder also, dass es sich von da an, wenn man den Berichten auswärtiger Beobachter trauen darf, vor allem in Selbstmitleid ergingen.
01:00:29: Die reibungslos funktionierende rassistische Volksgemeinschaft war mit den Zwangsarbeitern fortgefallen.
01:00:37: Später gab es kaum eine deutsche Familie, die keine rührenden Geschichten von den Zwangsarbeitern zu berichten wusste, die ihnen zur Hand gegangen waren.
01:00:47: Es fällt Menschen leicht, sich an ihren Herrenstatus zu gewöhnen und schwer diese aristokratischen Erfahrungen nach seinem Ende nicht zu vermissen.
01:00:57: Die Selbstverständigkeit mit der deutschen Familien von ihrem Zusammenleben mit Zwangsarbeitern berichtet stand in einem grälen Kontrast zum Unwillen,
01:01:07: sich an ihre jüdischen Nachbarn und die Vorteile der Arisierung zu erinnern.
01:01:13: 7. Wird es der nächsten Staatstragenden redige Lingen vom Tag der Befreiung für alle Deutschen zu sprechen und dabei die Verschleppten jetzt befreiten, nicht Deutschen zu ignorieren?
01:01:33: Nach Beachtung der formiert zusammengefassten Tatsachen, wir Deutsche begehen den Tag unter uns und das ist notwendig, wir müssen die Maßstäbe allein finden.
01:01:45: Nein, das sollten wir nicht. Wir sollten andere Maßstäbe anlegen, vor allem an uns selbst.
01:01:55: Die deutsche Kapitulation war die Geburtsurkunde der Displaced Persons. In diesem Moment waren sie überall, wo auch Deutsche waren.
01:02:04: Wenn keiner von uns für die Displaced Persons zu damals sprechen kann und keiner von ihnen in absehbarer Zeit für uns sprechen wird, gibt das zukünftigen Reden zum 8. Mai überhaupt eine Chance?
01:02:18: Ja, aber nur wenn man die Prämissen fallen lässt, dass wir unter uns bleiben und den Maßstab allein finden müssen. Wir waren nicht unter uns und nicht allein.
01:02:30: Weder zu Hause noch auf den Straßen. Die Unterhaltung ist ja auf Deutsch, auf jüdisch in den Sprachen der Besatzungsmächte und in duzzenden anderer Sprachen.
01:02:39: Dieser Babylonische Aufbruch war die Sprache der Befreiung.
01:02:46: Warum soll eine Rede zum 8. Mai weniger Babylonisch sein?
01:02:51: Die Städte und Bahnhöfe füllten sich mit Vertriebenen und mit Displaced Persons. In den Straßen, den Bahnhöfen, den Zügen, den Aufanlagern, auf dem Schwarzmarkt beim Besuch der Latrinen liefen sie einander über den Weg.
01:03:04: Die Deutschen, die ihren Herrenstatus und ihre Heimat verloren hatten. Die Rückkehrer, die Umsiedler und die Heimatverlohrenen, die ihre deutschen Gefangenschaft entronnen und von denen viele allem verlustig gegangen waren, was einmal Heimat hätte sein können.
01:03:18: Dieses Zutannen-Treffen hat zu wenig Literatur und Bewusstsein hervorgebracht.
01:03:23: Und daher herrschen bis heute falsche Vorstellungen von einer Stunde Null der Deutschen statt von einem unauffölligen Stegreiftheater der radebrechenden Interaktion zwischen Deutsch und Babylonisch.
01:03:36: Nur ein Grenzgänger zwischen Musik, Sprachwissenschaft und Literatur hat versucht, auf diese Situation in einem angemessenen Babylonischen Berg zu reagieren.
01:03:49: Hans Jhelms mit Farm Anisquau von 1959.
01:03:56: Aber dieser Entwurf blieb innerhalb der deutschen Literatur eine unbekannte Ausnahme.
01:04:02: Auch die deutsche Literatur ist meist so geschrieben, als seien die Deutschen die ganze Zeit unter sich geblieben und die Displays Persons auch.
01:04:12: Aber so war es nicht. Schon bei der Flucht nicht.
01:04:16: Wiederum Wutglüger.
01:04:21: Es war die Zeit, als sich die Häuser lehrten und die Straßen füllten, in jenen Grenzgebieten von der früheren DDR und dem heutigen Polen.
01:04:32: Liebe Freunde, manche von euch kennen diese Straßen.
01:04:37: Auch ihr als Kinder auf der Flucht und erinnert euch nicht gerade mit Freude daran.
01:04:44: Wir wurden von eurem flüchtlinge Strom mitgeschwemmt und folgten den Heimatlosen, den ihr eigenes Elend im Hals saß und die nicht mehr voll Misstrauen fragten, wo der andere herkam.
01:04:56: Ihr trauert das, was ihr hinter euch gelassenet, besonders, dass ihr die Heimat verloren hattet.
01:05:03: Wir waren glücklich, die Städten unserer Gefangenschaft hinter uns gelassen
01:05:12: und so viel gewonnen zu haben, nämlich das Recht zu entscheiden, wohin man den Fuß setzt.
01:05:20: Hier ist ein Schnittpunkt. Hier haben sich unsere Wege gekreuzt.
01:05:24: Hier bieten sich auch Vergleiche an, die nicht nur Unterschiede sind.
01:05:30: Zu den Gemeinsamkeiten gehört zum Beispiel die Erinnerung an den freundlich närenden Geschmack der Rübe, die "Wrucke" heißt
01:05:38: und die für manche von euch wie für mich den Duft der Sättigung schlechthin behalten kann.
01:05:45: Unter dem landesüblichen Namen "Steckrübe" ist sie heute in Westdeutschland zum Viehfutter erniedrigt worden,
01:05:51: doch eine kleine Gemeinde von Menschen in Göttingen, zu denen ich mich zähle,
01:05:56: weiß noch, dass die Steckrübe einer ihrer Wohltaten halber geschmähte und verbannte und so unrecht verachtete Prinzessin ist
01:06:07: und er zieh bei Tisch als Menschenretterin in finsteren Zeiten unter ihrem königlichen alten Namen "Wrucke".
01:06:19: Ich weiß, das kann nicht das Ende dieses Textes sein,
01:06:28: denn jeder Text dieser Art ist auch eine Rede pro Domo und für den 8. Mai, sobald die Maske des Autors fällt.
01:06:44: Wer das nicht erträgt, den bitte ich, den Text ab hier ruhen zu lassen.
01:06:52: Das Weite Lesen geschieht auf eigene Gefahr.
01:06:56: Man nennt es auch Triggerwarnung.
01:07:05: Der Kern ist bitter. Die Umwandlung ist süß.
01:07:11: Ich kenne Leute, die können keinen Rübenkrautaufstrich ausstehen,
01:07:15: weil diese in der Nachkriegszeit jahrelang der einzige süße Brotaufstrichwarte ins Erwartung durften.
01:07:22: Kein Honig, keine Marmelade.
01:07:26: Mit tiefer Abneigung blicken sie insbesondere auf eine gelbe Pappdose mit einem schwarzen süßen zähflüssigen Sud.
01:07:33: Das scheint mir ein direktes Pendant der Ruckel zu sein nur negativ belastet.
01:07:40: Mit diesem Vergleich befinde ich mich allerdings umso tiefer in der Nachkriegszeit.
01:07:45: Dabei schwiebt mir ein Finale vor, das dem Ende von Schönbergs zweiter Kammersinfonie Paroli bieten soll,
01:07:52: und zwar mit aktuellem Zeitbezug.
01:07:55: Die rhetorische Regel lautet, mit Humor, egal welcher Verzweiflung und welchen literarischen Vorbild abgerungen,
01:08:04: Deutschland ein Wintermärchen, Deutsche auf der Flucht oder ein Königreich für eine Bruckel.
01:08:11: Kann man eine Rede eröffnen, aber man muss mit starken Gefühlen mit Pathos ohne Humor aufhören.
01:08:27: Auch ich, Sohn einer verdriebenen Familie und einer Familie von Einheimischen,
01:08:36: in dieser typischen Mischung von Glück und Unglück aufgewachsen, mit Erzählungen von Flucht und Vertreibung,
01:08:43: mit heftigen und unversöhnlichen Bordgefechten unter Verwandten im Ohr,
01:08:47: aber nur mit dem Klang dieser Gefechte im Ohr und ohne als Kind ein Wort vom Anlass des Streites zu verstehen,
01:08:54: im Namen der unbefriedeten Toten und ihrer namenlosen Gräber,
01:08:59: beuge mich meinem patriotischen und protestantischen Wunsch nach Pathos.
01:09:05: Und wie viele andere Nachgeborene auch dem Wunsch nach einem geborgten Pathos,
01:09:11: das uns und mir nicht zusteht, oder nur dann zusteht, wenn es uns explizit adressiert,
01:09:21: wenn wir es borgen dürfen, wenn wir in unserem Elend nicht unter uns sind
01:09:32: und nicht versuchen, die Sache mit uns allein abzumachen.
01:09:39: Vertriebene waren keine Displaced Persons.
01:09:43: Der Rechtsstatus der Vertriebenen war ein anderer, denn sie waren Deutsche und konnten Ansprüche,
01:09:48: an denen sie auffangenden Staat und dessen Rechtsnachfolge erheben,
01:09:53: angefangen bei den Besatzungsmächten, von denen die Vertreiberun verfügt worden waren.
01:09:58: Vertriebene waren Fremde und sie waren unbeliebt, aber Integration war beschlossene Sache.
01:10:05: Sie waren deutsche Staatsangehörige und sie empfanden in 8. Mai 1945 nur selten als Tag der Befreiung.
01:10:15: Kann eine Displaced Persons dennoch für uns sprechen, zu uns sprechen,
01:10:20: für alle Vertriebenen dieser Erde und an alle Deutschen gerichtet?
01:10:24: Es ist bereits geschehen.
01:10:29: Im Januar 2016, als die Welt der Erinnerungskultur noch in Ordnung schien und sich auf ihrem Höhepunkt befand,
01:10:38: beendete Ruth Klüger ihre Rede im Bundestag zur Befreiung von Auschwitz mit den Worten.
01:10:49: Meine Damen und Herren, ich habe jetzt eine ganze Beile über moderne Versklärung
01:10:56: als Zwangsarbeit in Nazi-Europa gesprochen und Beispiele aus dem Vertremmungsprozess zitiert,
01:11:04: wie im Nachkriegsdeutschland stattfand.
01:11:08: Aber eine neue Generation, nein, zwei oder sogar drei Generationen sind seit hier hier aufgewachsen
01:11:15: und dieses Land, das vor 80 Jahren für die schlimmsten Verbrechen des Jahrhunderts verantwortlich war,
01:11:22: hat heute den Beifall der Welt gewonnen.
01:11:28: Dank seiner geöffneten Grenzen und der Großherzigkeit,
01:11:36: mit der Sie die Flut von syrischen und anderen Flüchtlingen aufgenommen haben und noch aufnehmen.
01:11:47: Ich bin eine von den vielen Außenstehenden, die von Verwunderung zur Bewunderung übergegangen sind.
01:11:58: Das war der Hauptgrund,
01:12:03: warum ich mit großer Freude ihre Einladung angenommen und die Gelegenheit wahrgenommen habe,
01:12:09: in diesem Rahmen, in ihrer Hauptstadt, über die früheren Untaten sprechen zu dürfen,
01:12:18: hier, wo ein gegensätzliches Vorbild entstanden ist und entsteht.
01:12:27: Mit dem bescheiden, anmutenden und dabei herrlichen Wahlwort, wir schaffen das.
01:12:36: Soweit rotglüger.
01:12:40: Das war damals 2016 und ist noch nicht einmal zehn Jahre her.
01:12:51: [Pause]
01:13:06: Hier sprach eine Displayspur von 1945.
01:13:20: Für die damaligen und heutigen Displayspersons und Vertriebenen.
01:13:26: Wir schaffen das.
01:13:36: Ich spüre Tränen der Wut, wenn wir aufsteigen.
01:13:48: Wenn ich anders denke.
01:14:12: Aber seitdem mit diesem Land und diesem Land, in diesem Land geschehen ist.
01:14:24: Vor wenigen Monaten ging der Bürgerkrieg in Syrien, ebenso überraschend wie ungeplant zu Ende.
01:14:34: Es entstand ein kurzer Moment der Verblüffung.
01:14:38: Es war ein Tag der Befreiung.
01:14:42: Sofort erhoben sich Stimmen, die verlangten, das eines syrischen Bürgerkriegsflüchtlinge auszuweisen sein.
01:14:50: Politiker wurden gefragt und da wogen den Fall, bis sich Gegenstimmen erhoben, die darauf hinwiesen,
01:14:56: dass in einem solchen Fall das deutsche Gesundheitssystem zusammenbrechen würde und auch gerade das in den neuen Bundesländern.
01:15:05: Wir schaffen das.
01:15:09: Damals schien es uns, als würde sich eine Tür öffnen.
01:15:21: Aber es war nur das Geräusch der Tür, die sich für immer schloss.
01:15:27: Für immer, für eine unbekannt lange Zeit.
01:15:32: Wir brauchen Geduld für mehr als 40 Jahre.
01:15:37: Die Nachgeboren werden wissen, wovon ich spreche.
01:15:48: Besser als ich.
01:15:50: So war es vor 40 Jahren.
01:15:55: Und so ist es in 40 Jahren wieder.
01:16:00: Wie nachsichtig werden die Nachgeborenen der Nachgeborenen mit uns sein.
01:16:10: Die wahrsten Sätze von Weizeckers Rede vom 8.05.1985 zum Tag der Befreiung lauteten damals, wie heute und von Tag zu Tag klarer.
01:16:22: Wir lernen aus unserer eigenen Geschichte, wozu der Mensch fähig ist.
01:16:28: Deshalb dürfen wir uns nicht einbilden, wir seien nun als Menschen anders und besser geworden.
01:16:41: Wer war damals gemeint?
01:16:44: Wer ist heute gemeint?
01:16:46: Wer ist wir?
01:16:48: Die Antwort lautet, egal welches wir.
01:16:52: Egal welches wir.
01:16:55: Trudum.
01:16:57: [MUSIK]
01:16:59: [Laut endet]
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